Die Nacht ist vorüber, wir kommen nur schwer in die Gänge, trinken ein Glas Wasser zum Aufwachen und wecken damit auch gleich unsere Verdauung. Auch das Colon hat den Startschuss gehört. Wir verlassen langsam den aufsteigenden Teil zum Querverlaufenden. Es werden zusätzlich zu den neutralisierenden Stoffen, Komponenten abgegeben, die den Darminhalt, nun bereits Stuhl genannt, rutschiger machen.
Kommen wir zu den Schlüsselfiguren im Darm: den Bakterienkolonien. Verantwortlich für so manch einen Schleicher oder lautstarken Stinker. Von den Guten – genannt Probiotika, sollten wir viele haben – meistens ist es aber andersherum – die Schlechten überwiegen, denn Zucker und ballaststofffreie Nahrung sind ihre Grundlage.
Die Guten dagegen sorgen für Schleim und eine gute Gleitfähigkeit, sind Teil unseres Immunsystems, können aber nur überleben, wenn sie auch richtig ernährt werden und das mit Präbiotika. Oh Gott, oh Gott – zu kompliziert? Nein, es ist ganz einfach: Probiotika können nur mit Ballaststoffen, Präbiotika genannt, überleben: Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Sauermilchprodukte wie Joghurt und Kefir. Das Zeug lieben sie – ist genug davon vorhanden, sind sie uns gute Dienstleister. Nehmen wir keine Ballaststoffe zu uns, gehen sie zu Grunde – wir können ja auch nicht gut arbeiten, wenn wir nichts zu essen bekommen. Ergibt sich in euren Köpfen gerade Ein-großes-Ganzes? Ich liebe es, wenn etwas endlich Sinn ergibt.
Aber habe ich überhaupt eine gute Darmflora? Stuhlprobleme, Bauchschmerzen, schlechte Verdauung können das Ergebnis einer fehlenden guten Darmflora sein. Können! Oft ist es ein Zusammenspiel vieler Faktoren. (Bei starken Problemen empfiehlt sich natürlich der Gang zum Arzt.)
Ein weiterer wichtiger Grund, warum gute Bakterien verschwinden sind Antibiotika. Sie machen nicht nur schlechte, krankmachende Bakterien in unserem Organismus kaputt, sonst auch Gute. Das bedeutet: Nach Antibiotikaeinnahme hat der Darm eine dezimierte Bakterienbesiedlung, sowohl an Guten als auch an Schlechten. Hier empfiehlt sich eine Unterstützung für den Darm. Ich spreche nicht von kleinen Joghurtfläschchen mit Darmkulturen – Geldschneiderei, entschuldigt, wenn ich so manch einen jetzt enttäusche. Aber diese Bakterien schaffen es nicht über die Salzsäure hinaus – sie krepieren im Magen – ein Rohrkrepierer!
In der Apotheke gibt es Probiotika in Kapseln, die sich im Dünndarm auflösen und von dort eine Besiedlung beginnen und zwar Abermillionen von ihnen. Ein Freudenfest für den Dickdarm.
Ich bin oft sauer, wenn den Patienten so eine wichtige Information vorenthalten wird – und Antibiotika werden ja oft wie Bonbons verschrieben.
Wir befinden uns nun vollends im querverlaufenden Dickdarm – im Oberbauch. Zu wenig getrunken? Dann kann der Darminhalt bereits in dem Bereich zu fest sein und wälzt sich wie ein Stein mit einem niedrigen Wasseranteil durch die Gänge. Das kann richtig Bauchschmerzen und Unwohlsein machen – gern verwechselt mit Magenschmerzen, da fast in der gleichen Gegend. Dabei hat man nur mal wieder zu wenig getrunken.
Von den Bewegungen des Darms bekommt man nur sehr wenig mit. Und das obwohl in unserem Bauch ziemlich viel los ist. Hält man ein Stethoskop auf die Bauchmitte (Dünndarm) hört man es richtig plätschern. Weiter rechts und links (Dickdarm) hört man weniger, eher wie sich Luft bewegt. Dafür tastet man hier öfter schon den Stuhlgang.
Das Problem des Wenigtrinken betrifft nicht nur ältere Menschen, die wenig Durst verspüren. Viel mehr ergibt sich das Wenigtrinken oft aus Situationen: keine Zeit, kein Wasser in der Nähe, zu viel Stress. Aus so einem Teufelskreis raus zu kommen ist schwer. Aber es ist es wert, jeden Tag zu versuchen.
Und schon sind wir links im Bauch – direkt vor dem absteigenden Teil des Colon. Optimalerweise haben wir heute und auch die Tage davor ausreichend getrunken, denn das ganze liegt ja schon ziemlich lang in uns rum. Die guten Darmbakterien haben für einen guten Rutsch gesorgt. Der Stuhl wird weiter eingedickt (Wasserentzug) und auch die im Dünndarm zugesetzten Gallensäuren werden wieder aufgenommen – hier wird wirklich nichts weg geschmissen. Hier am Ende des Darms passiert trotz allem nicht mehr so viel wie im Dünndarm. Die Darmwand ist und bleibt wenig durchlässig. Die ganzen Bakterien würden sich schließlich nicht gut im Blut machen.
Das war der II. Akt der Reihe. Das nächste Mal kommen wir aber wirklich zum dicken Ende.
Bis dahin, gesund bleiben und …. Trinken. Eure Mandy