Langzeitschäden – „Das Hirn weg saufen“
Die Liste der Erkrankungen, die durch Alkohol und die Abhängigkeit ergeben, erscheinen dabei ebenso lang wie furchtbar:
Alkoholische Fettleber; Leberzirrhose; Krebs im Mund-, Rachen-, Magen-Darmbereich; akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (können sehr gefährlich werden und tun scheiße weh); Mangel an Vitamin B12, B1, B6 und Folsäure; alkoholische Nervenschädigung; Kleinhirn- und Großhirnschäden.
Eine Studie in Oxford fand heraus, dass ein regelmäßiger Alkoholkonsum zum Schwund der Hirnmasse und Schrumpfen des Hippocampus führt. Was ist ein Hippocampus? Vielleicht braucht man den ja gar nicht. Er ist verantwortlich für Gedächtnis und räumliche Orientierung – schon irgendwie wichtig.
Der Mangel an Vitamin B1 – Thiamin, bei vielen Leuten ein eher unbekanntes Vitamin, hat dabei besonders fatale Folgen. Der Mangel entsteht durch Fehlernährung (es wird hauptsächlich nur noch Alkohol getrunken) oder durch ein nicht funktionierende Aufnahme im Darm-Trakt.
Es kommt zu einem gestörten Energiestoffwechsel im Hirn – die Folge: Gewebeabbau. Die Leute sind desorientiert und bewusstseinsgetrübt; haben Probleme mit den Augen, die sowohl die Muskulatur betreffen als auch die Funktion des Sehens; durch die Kleinhirnschäden kommt es zu Bewegungsstörungen beim Gehen und Stehen. Ziemlich harter Tobak, oder? Man nennt es Wernicke–Syndrom.
Es geht aber noch schlimmer. Kommen Amnesie, also Erinnerungslücken, Veränderungen der Persönlichkeit, Antriebsminderung und ausgeprägte Orientierungsstörungen dazu, sprechen wir von einem Wernicke–Korsakow–Syndrom.
Kann man das Wernicke-Syndrom noch mit der Gabe von Thiamin versuchen aufzuhalten, ist beim Korsakow-Syndrom alles zu spät. Das Hirn ist buchstäblich weg gesoffen.
Die Leber gerät unter fetten Druck
Die Leber nimmt besonders viel auf sich. Sie ist durch den regelmäßigen Alkoholmissbrauch besonders schwer getroffen. Nur noch mit dem Alkoholabbau beschäftigt, kommt sie nicht mehr dem Fettabbau hinterher. Das Fett wird eingelagert. Dazu kommen die zusätzlichen Kalorien durch Zucker im Alkohol. Auch der wird eingelagert. Die Leber verfettet und sieht im Ultraschall eher weiß-gräulich aus, als gleichmäßig dunkel.
Durch die Verfettung kommt es zu Entzündungen in der Leber. Diese Werte sind im Blut nachweisbar. Sie wird größer, ist für den Arzt tastbar und kann auch zu rechtsseitigen Oberbauchschmerzen führen. Da die sie umgebende Kapsel sich spannt und zu schmerzen beginnt.
Besteht die Entzündung länger, wir gehen mal davon aus, dass der Alkoholkonsum anhält, wird das Lebergewebe umgebaut in Bindegewebe. Sie verliert ihre Funktion als Stoffwechselmonster. Da sie sehr gut durchblutet ist, die Gefäße innerhalb der Leber durch das unflexible Bindegewebe aber eingeengt werden, sucht sich das Blut andere Wege als über die Leber.
Denn der Druck ist dort einfach zu hoch. Es entstehen Umgehungskreisläufe über die Speiseröhre, bekannte Speiseröhren-Krampfadern (Ösophagusvarizen), die auch zu bluten beginnen können – dann besteht Lebensgefahr; das Gleiche geschieht im Magen, im Rektum (Enddarm) und auf der Bauchhaut.
Die Leber, die auch für die Bildung von Gerinnungsfaktoren und Proteinen (Eiweißen) zuständig ist, kann durch den Umbau diesen Aufgaben nicht mehr nachkommen. Unser Blut kann nicht mehr gerinnen: man stelle sich eine Blutung vor, die nicht mehr zu stoppen ist.
Das Eiweiß hat zum einen die Aufgabe, das Wasser aus dem Gewebe in den Blutkreislauf zu ziehen und zu halten, indem es einen gewissen Druck aufbaut – den onkotischen Druck. Fehlt das Eiweiß, bleibt das Wasser im Gewebe und kann auch nicht im Gefäß gehalten werden. Bauchwasser entsteht – Aszites. Ein Teufelskreis, dem man nur schwer wieder entkommt. Denn die Leber hat sich so weit umgebaut, dass es kein Zurück gibt. Die Leberzirrhose.
Fazit
Ihr seht, dass Alkohol jede Menge kaputt macht. Und dabei im Grunde keinen einzigen positiven Effekt hat, außer das er ein wohliges Gefühl macht. Was im Grunde und chemisch gesehen, auch nicht wirklich positiv für unseren Körper ist. Es ist aber eine Tatsache, dass die Alkoholabstinenz sich positiv auf unseren Körper auswirkt. Wenn die Leber noch nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann sie sich wieder erholen. Ist der Grad der Leberzirrhose erreicht, kann der Verzicht auf Alkohol eine weitere Verschlechterung stoppen.
Laut Aerzteblatt gibt es in Deutschland 1,8 Millionen Abhängige. Es geht durch alle Altersklassen und betrifft alle Schichten, wobei es eine deutliche Tendenz zu den Einkommensschwächeren gibt.
Das genetische Erbe
Alkoholsucht ist natürlich keine echte Erbkrankheit, wie Stoffwechselerkrankungen oder Farbenblindheit. Die Anfälligkeit für Sucht ist durch Gen–Mutationen und bestimmte Erbfaktoren erhöht. Auch soziale Faktoren haben ihren Beitrag. Beide zusammen können sich summieren.
Dies bedeuten aber nicht zwangsläufig, dass man alkoholkrank wird. Es ist aber wissenschaftlicher erwiesen, dass Alkoholismus zu 50% genetisch verursacht wird. (Quelle: trokkenpresse.de)
Studien mit zweiigen und eineiigen Zwillingen sowie mit Adoptivkindern waren sehr aufschlussreich für die Forschung. Trotzdem ist Alkoholkonsum auch heute noch Gegenstand vieler Untersuchungen.
Alkohol ist allgegenwärtig. Deshalb gilt: Verzehr mit Bedacht. Es ist immer noch ein Gift. Deshalb hier noch ein Rezept für meinen Lieblingscocktail, natürlich alkoholfrei: Ipanema! 😍 Es bleibt ja noch ein paar Tage heiß.
Das war der letzte Teil zur Alkoholsucht. Ich hoffe, ihr seid auch bei der nächsten Erkrankung, die ich euch vorstelle, dabei. Bis dahin . . . bleibt gesund. Eure Mandy
Erschreckend! Mein Opa und mein Onkel waren Alkoholiker. Mein Onkel hat sich mit 57 buchstäblich zu Tode gesoffen und wies alle beschriebenen Merkmale auf. War kein schöner Anblick als es mit ihm zu Ende ging. Da sollte man den eigenen Konsum überdenken. Denn oft genug gibt’s abends mal ein oder zwei Gläser Wein oder Bier zu Entspannung. Danke für deine tollen Artikel!
Liebe Mandy.
Deine Berichte finde ich klasse und sehr informativ. Gerade die Geschichte mit dem Alkohol.
Es ist erschreckend für mich wie normal das Alkohol trinken in unserem Freundeskreis ist.
Man muss sich entschuldigen oder Ausreden erfinden um nicht mit zu trinken.
Aber in Zukunft werde ich standhaft blieben. Ich will meinem Körper das nicht mehr antun.
Vielen Dank, liebe Grüße und bleib gesund. Dein Fan Britta
Super spannend mal wieder. Da bin ich ja froh dass ich Alkohol so gut wie gar nicht mag und das was ich mag sich auf einige wenige male im jahr beschränkt. 😉
Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Beiträge und liebe deinen Blog 😍
Wie immer toll erklärt, geschrieben sowieso! Meine Schwiegermutter starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs, Sie trank gerne 😔 Ihre Tochter mit 54 Jahren an Lumgenkrebs, Sie rauchte und trank, und war Tablettenabhängig 😔 Ich weiß, dass auch ungesundes Essen ( mein Laster sind Süßigkeiten) nicht gerade förderlich ist 🙁 Ich freue mich auf das nächste Thema. LG aus SH 🏄🏻♀️
Liebe Mandy,
deine wunderbar verständlich geschriebenen Texte sind so aufschlussreich, für mich MFA und meine Tochter, die auf eine Gesundheits-FOS geht (yeah, Abitur vorbei 🙂 ) dass wir mit großem Interesse uns durch alle durchlesen. Danke dafür, dass du dein Wissen an uns so lehrreich weitergibst.
Liebe Grüße und bleib gesund