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Die tägliche(n) Tasse(n) Kaffee. Genuss, Ritual und Wachmacher. Droge?
Kaffeetrinken gehört für den Großteil von uns zur Selbstverständlichkeit.
Während ich so an meinem Nachmittags-ich-kann-nicht-ohne-ihn-leben-Pot-Kaffee schlürfe, fällt mir wieder ein, das sich so manch einer wünschte, etwas Genaueres über Kaffee zu erfahren.
Kaffee ist ein Geschenk der Götter. Und ich, ein Kaffee-Banause aus voller Überzeugung, die ihn mit reichlich Milch und einer Spur geröstetem Haselnusssirup panscht, liebe ihn.
Und das aus gutem Grund. Dieser heißt Koffein. Koffein ist eine besonders intensiv erforschte pharmakologische Substanz. Ohne ihn ist manch einer nur ein halber Mensch. Oder gar keiner. Ein liebevolles `Guten Morgen` ohne Kaffee? Nicht möglich. Der erste Schluck rinnt über die Zunge in die Kehle und das Getriebe im Kaffeejunkie Mensch beginnt zu arbeiten.
Jedes Jahr werden hunderte neue Studien veröffentlicht. Dabei ist das negative Image, welches Kaffee noch vor ein paar Jahren hatte, eigentlich aus der Welt geschafft. Aussagen wie krebserzeugend oder -fördernd und herzschädigend gehören ins Reich der Märchen. Das Bild in der Gesellschaft hat sich gewandelt. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Wirkung von Kaffee (auch der Entkoffeinierte) gesundheitsförderlich ist. Tatsächlich steht ein moderater regelmäßiger Kaffeekonsum im Einklang mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung.
Kaffee, mit all seinen Inhaltsstoffen, hat eine hohe antioxidative Aktivität. Antioxidantien stehen im Ruf, zerstörerische Prozesse in den Zellen zu verhindern, oder zumindest zu verzögern, in dem sie die Zellen vor freien Radikalen schützen. Nicht also nur Bitterschokolade oder bestimmte Obst- und Gemüsesorten haben diese Fähigkeit. Kaffee gehört auch dazu.
Die Auswirkung von Kaffee
Der Geschmack von Kaffee, bei jedem unterschiedlich, entfaltet bereits vor dem ersten Schluck. Mund, Rachen und Nasenhöhlen arbeiten eng zusammen und können so die über 800 natürlichen Aromastoffe, die für Geschmack und Geruch verantwortlich sind, aufschlüsseln.
Das erklärt das wohlige Gefühl, wenn wir bereits die ersten Nuancen frisch aufgebrühten Kaffees wahrnehmen.
Ist der Kaffee im Magen angekommen, wird er weiterverarbeitet. Nehmen wir ihn schwarz, ohne Milch, Zucker oder anderen Schnickschnack zu uns, passiert er relativ schnell den Pförtner am Magenausgang und wird in den Zwölffingerdarm gelassen, circa 30 Minuten braucht er dafür. Hier wird das Koffein und die anderen Inhaltsstoffe aufgenommen und im gesamten Körper verteilt.
Sensible Menschen reagieren mit vermehrter Salzsäureproduktion auf Kaffee – sehr unangenehm. Sodbrennen und Magen-Darm-Beschwerden sind die Folge. Hier gilt dann Verzicht oder das Austesten säureärmerer Kaffeesorten.
Übrigens hilft ein Kaffee bzw Espresso nicht dabei, den Magen schneller zu entleeren. Er bewirkt eher eine Beschleunigung der Darmpassage – alles läuft flotter ab.
Manch ein Kaffeetrinker gibt an, dass er ohne Kaffee nicht aufs Klo kann. Damit haben sie absolut recht. Ausreichend Ballaststoffe und eine angepasste Trinkmenge würden dies aber auch bewirken.
Ist das Koffein erst einmal im Blut angekommen, dreht es so seine Runden in uns und tut sein ‚Werk‘. Nach etwa 30 Minuten haben wir das Wirkungsmaximum im Blut erreicht.
Koffein im Oberstübchen
Natürlich erreicht das Koffein auch das Gehirn. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke fast ungehindert. Diese ist eigentlich dafür da, dass das Hirn vor pharmakologischen Stoffen geschützt wird. Einige Dinge kommen jedoch hindurch – so auch das Koffein. Und hier wirkt es auf das zentrale Nervensystem. Und wie!
Koffein hat eine ganz ähnliche Struktur wie der körpereigene Botenstoff Adenosin. Adenosin signalisiert dem Körper Müdigkeit und beeinflusst die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin. Koffein ist sein Gegenspieler. Er besetzt die gleichen Rezeptoren und verhindert so, die müdigkeitbedingte Wirkung.
Koffein verzögert das Einschlafen und hat auch Auswirkungen auf die Schlafdauer und -qualität. Toleranz spielt hier einerseits eine Rolle. Kaffeevieltrinker, die bereits Koffein gewohnt sind, reagieren weniger stark ausgeprägt als Menschen, die wenig bis gar keinen Kaffee trinken. Sie sollten unbedingt darauf verzichten, Kaffee in den Nachmittag- und Abendstunden zu probieren. Sonst heißt es ‚Ich bleibe wach, die ganze Nacht‘. Schäfchen zählen wird dann nichts bringen.
Auch die Enzymaktivität in der Leber, wo das Koffein abgebaut wird, spielt eine Rolle. Genetisch bedingt, kann diese langsamer oder schneller arbeiten und das Koffein so eben auch langsamer bzw. schneller abbauen.
Mehr Leistung durch Kaffee???
Hier gehen die Aussagen der Studien auseinander. Einfach weil es auch sehr schwierig ist, Tests durchzuführen, die andere Einflüsse komplett ausklammern können.
Bei Ermüdung ist es wohl aber so, dass Koffein eine anregende Wirkung hat und die Reaktionszeit verbessert.
Koffein gilt als leichtes Schmerzmittel. Wir können ruhig Tacheles reden. Ich habe von dieser schmerzlindernden Wirkung noch nichts gemerkt. Wenn ich nachmittags meinen Kaffee genieße und entspanne, bin ich aber auch nicht gerade schmerzgeplagt. Und wenn ich Schmerzen habe, denke ich nicht im geringsten daran einen Kaffee zu schlürfen.
Allerdings ist nachgewiesen, dass sich durch Koffein die Hirngefäße zusammen ziehen, was eine kopfschmerzlindernde Wirkung hat. Nichts anderes bewirken Schmerzmittel bei Kopfschmerzen. Im Prinzip ist an der Sache also was dran. Manch einer sagt auch, dass Cola bei Kopfschmerzen hilft – vielleicht ist das Koffein darin ’schuld‘ oder einfach nur die Tatsache, dass man einfach mal wieder zu wenig getrunken hat.
Cholesterin und Kaffee?
Die in Kaffeebohnen natürlich vorkommende Substanz Cafestol mit seinem Derivat Kahweol, besitzt entzündungshemmende und antikarzinogene (gegen krebswirkend) Wirkung. In Tierversuchen verhinderte es sich bei Ratten ein Wachstum von Brusttumoren und bei Hamstern ein reduziertes Wachstum von Tumoren von 40%. Obwohl diese Erkenntnisse wissenschaftlich unheimlich interessant finde, bin ich absolut gegen Tierversuche.
Cafestol schränkt Enzyme aber auch in ihrer Wirkung ein. Beispielsweise hemmt es das Enzym, was für den Abbau von Cholesterin verantwortlich ist. Somit hat Kaffee eine negative Wirkung auf den Cholesterinspiegel, nachgewiesen sogar auf den LDL-Spiegel (der eigentlich niedrig sein soll), dessen Höhe ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gilt. Die Verwendung von Filterpapier (auch Kaffeepads) reduziert Cafestol, so dass nur noch Spuren im Aufguss zu finden sind.
Mein Herz schlägt für Kaffee
Das Herz schlägt unter Einfluss von Koffein schneller. Denn es sorgt für die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und Adrenalin. Der Puls steigt. Studien sprechen sich aber gegen einen Zusammenhang zwischen Herzerkrankungen und Kaffeekonsum aus.
Der Blutdruck steigt leicht und kurzfristig an. Auch hier wird nicht davon ausgegangen, dass es die Zivilisationskrankheit Bluthochdruck befördert.
Mit Kaffee abnehmen?
Koffein befeuert die Thermogenese in den Zellen – die Körpertemperatur kann kurzzeitig ansteigen. Ich hab auch einige Aussagen gefunden, die behaupten, dass die Lipolyse, die Fettspaltung, angeregt wird. Ich konnte aber keine überzeugende Studie finden, die das wirklich belegt. Gern hätte ich euch hier etwas anderes geschrieben. Leider muss ich aber auch zugeben, dass der Anteil an Milch, den ich untermische (und mir schmeckt hauptsächlich die fette Variante, was auch sonst), jegliche Fettspaltung verhindert.
Muskeln und Kaffee
Bis zum Jahr 2004 galt Kaffee als Dopingmittel im Olympischen Komitee. Verantwortlich dafür ist neben Koffein der im Kaffee enthaltende Stoff Niacin, der eine muskelaktivierende Wirkung hat und ebenso schnell ins Blut geht. Er wird bei der Zellatmung umgesetzt.
Kaffee soll also die Leistungsfähigkeit fördern. Unzählige Untersuchungen dazu, kamen leider auf kein eindeutigeres Ergebnis.
Einfluss auf die Bronchien und auf Kindern
Natürlich wirkt Koffein auch auf die Atmung. Die Muskulatur der Bronchien entspannt sich unter Koffein, das Atmen wird erleichtert. Es wird seit den letzten Jahren immer öfter in der Kinderheilkunde verwendet und verbessert dort laut dem Aerzteblatt die Lungenfunktion von Frühgeborenen.
Für größere Kinder ist allerdings nachgewiesen, dass Koffein ungeeignet ist. Hier sind die Auswirkungen auf den Schlaf gravierend. Bereits Eistee, oft basierend auf Schwarzteeextrakt, eine Cola am Tag und auch Energiedrinks sind bedenklich.
Mehr Pipi durch Koffein?
Die Filterfunktion der Niere wird kurzfristig erhöht, sodass mehr Urin gebildet wird. Dieser Effekt hält aber nur kurz an. Die Nierentätigkeit wird also nicht übermäßig gesteigert und führt somit zu vermehrten Wasserentzug, wie lange Zeit angenommen.
Der Zug aus Darmstadt
Die Darmbewegung, Peristaltik genannt, wird durch Substanzen wie Koffein, Säuren, Gerb- und Bitterstoffe – alles mehr oder weniger im Kaffee enthalten – angeregt. Wie bereits oben erwähnt, sind die Auswirkungen der Peristaltik bei dem einen oder anderen stark ausgeprägt. Ein Studienkollege sagt immer: „Der Zug aus Darmstadt trifft ein“. Kommt es zu langen Lernphasen, leidet er zusätzlich an Durchfall aufgrund seines übermäßigen Kaffeegenusses.
Melanoidine, stickstoffhaltige organische Verbindungen, die durch Erhitzen in Kaffee, Brot und Bier enthalten sind und dem Kaffee sein Farbe geben, sollen darüber hinaus zur Darmgesundheit beitragen.
Auf Entzug
Wie ihr seht, hat Kaffee so einige Auswirkungen. Trinkt man zu viel, kann es bei Absetzen des Kaffees zu Entzugssymptomen kommen, weil der Körper auf Koffeinentzug gesetzt wird.
Symptome können dann sein: Kopfschmerzen; Erschöpfung; Verstopfung; miesepetrige Laune bis hin zu Reizbarkeit; Schlaflosigkeit und Kreislaufproblemen.
Die empfohlene Menge an Kaffee sind 200mg Koffein Einzeldosis, was zwei Tassen Kaffee entspricht und 400mg Koffein, über den Tag verteilt. Dies gilt als unbedenkliche Menge. (Quelle: bundesregierung.de)
Fazit
Ich kenne so einige Menschen, die zu viel Kaffee konsumieren. Aber auch hier heißt es, jedem das seine. Natürlich habe ich auch Texte zu Kaffee gefunden, die daraus ein richtiges Teufelsgebräu machen wollen. Tja, ich würde es trotzdem lieben. Ich danke den Ziegen, die die Kaffeebohnen fraßen und dem Hirten, der sie ins Feuer warf. Ich danke ihnen jeden Nachmittag.