MandysNotizBlog

Der Dünndarm – unendliche Weiten (Teil III)

Beim letzten Mal haben wir einen Zwischenstopp bei den Nieren gemacht. Aber, wenn ihr euch erinnert, nicht alles Wasser wurde im Dünndarm aufgenommen. Da schwimmt also noch was durch die Katakomben.
Gut so, denn ohne diesen Teil an Wasser würde hinten nur noch Staub rauskommen. Also schauen wir mal, was im Darm abgeht – diesem unglaublich faszinierenden Schlauchsystem in unseren Bäuchen.

Der Dünndarm

. . . unendliche Weiten. Naja, fast. Stolze 6m lang, wenn er entspannt, 3,75m wenn er gerade im Arbeitsmodus ist.

Theoretisch hatten wir den Dünndarm schon in Teil I – der Ort an dem der größte Teil des Wassers aufgenommen wird. Ich würde ihm aber gern noch ein paar mehr Zeilen widmen, sogar ein eigenes Kapitel. Ja, wenn es um die Verdauung geht, werde ich etwas sentimental. Ich bin meinem Darm einfach sehr dankbar, dass er mir bisher nichts krumm genommen hat – dabei hab ich so viel schlechtes Zeug in ihr rein gestopft (und tue es teilweise immer noch).

Die Dünndarmabschnitte

Er wird in der Medizin in drei geteilt: oberer Abschnitt = Duodenum; mittlerer Abschnitt = Jejunum; unterer Abschnitt = Ileum. Im Duodenum befindet sich jetzt der Speisebrei aus dem Magen – extrem sauer (pH = ca. 2). Und darauf steht er gar nicht. Deshalb kommen hier die Gallensäure und Pankreassaft ins Spiel. Beide werden zusammen ausgeschüttet, wenn der Speisebrei angerutscht kommt. Unter Hilfe einiger weiterer Drüsen in der Darmwand wird der Brei schlagartig basisch (pH von 2 auf 8-9). Was für ein Schock, aber nur ein weiterer Vorteil, denn sonst würden wir uns selbst verdauen.

Klugscheißerwissen:

Wenn wir uns Erbrechen, umgangssprachlich „Kotzen“, haben wir ein ekelhaft sauren Geschmack danach im Mund. Wenn das passiert, habt ihr Bekanntschaft mit eurer Magensäure gemacht. Müsst ihr euch danach noch weitere Male erbrechen, wird der Geschmack bitterer . . . und grüner. Darf ich euch vorstellen: Gallensäure und Pankreassaft. Mund ausspülen nicht vergessen. Die Säuren greifen den Zahnschmelz an.

Im Duodenum wird der Großteil der Nährstoffe aufgenommen, die im Wasser gelöst sind. Je zäher das ganze, desto schlechter lässt es sich durchmischen – deshalb: TRINKEN! Auch während des Essens. Es schwappert also hin und her und hat dabei ständig Kontakt zur Darmwand und den Zotten – diese autowaschanlagenbürstenähnlichen Ausstülpungen mit extremer Durchblutung. Die Gefäße umwickeln dabei jede einzelne Zotte wie liebevolle Arme. Wasser und Nährstoffe werden dadurch aufgenommen und gelangen ins Gefäßsystem.

Was hier nicht aufgenommen wird, rutscht rhythmisch schwingend weiter in den mittleren Teil, dem Jejunum, circa 2m lang. Hier erfolgt ebenfalls die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser, aber prozentual weniger als im Abschnitt darüber. Das ist so, weil von oben nach unten betrachtet, die Anzahl der Zotten weniger wird. Wenn wir dem Speisebrei weiter ins Ileum folgen, finden wir uns auch schon am Ende des Dünndarms wieder: noch weniger Zotten, noch weniger Resorption.

Insgesamt hat der Dünndarm im Laufe des Tages circa 6 Liter Flüssigkeit aufgenommen. Diese Flüssigkeit bestand aus Getränken, Flüssigkeiten in fester Nahrung und den ganzen Verdauungssäften aus Magen und Dünndarm. Maximal kann der Dünndarm 15 bis 20 Liter Wasser aufnehmen.

Wenn nicht jetzt die Zeit dafür ist, wann dann: Holy shit! Was für eine Arbeit.

Bei dem ganzen Gewirr aus Schläuchen und Darmwindungen ist das ganze auch lang unterwegs. Der Brei bleibt im Dünndarm 7 bis 9 Stunden. Die Zeit beansprucht er aber zu Recht. Denn die Dünndarmwand ist in diesen drei Bereichen am durchlässigsten. Hier wird das Meiste heraus geholt. Aber auch das, was wir nicht unbedingt brauchen. Ein Überangebot an Zucker, Fett und anderen Dingen kennt unser Darm nicht. Er nimmt einfach ALLES, weil es viel zu schade zum wegschmeißen ist.

Am Ende des Dünndarms

Am Ende des Ileum wartet eine Klappe, Bauhin-Klappe, genannt. Die wenigsten haben von ihr gehört und doch wären wir alle sehr viel weniger glücklich ohne sie. Diese Klappe hält enorm dicht, wie ein Korken, der unter keinen Umständen bei zu wenig Druck aufgehen darf. Aus einem ganz wichtigen Grund.
Denn dahinter wartet der Feind. *dramatische Pause mit Spannungsaufbau* Der Dickdarm. Ja, wirkt etwas unspektakulär, ich weiß. Aber ich werd es euch erklären. Der Dickdarm ist besiedelt mit Kolonien von Bakterien: Guten und Schlechten. Die Schlechten entwickeln sich dank ungesundem Essen sehr gut. Die Bakterienstämme wollen sich ausbreiten, in alle Darmabschnitte. Wäre da nicht eine heroische Bauhin-Klappe, die sie daran hindert. Die Bakterien würden für eine Fehlbesiedlung im Dünndarm sorgen. Denn der Dünndarm ist ein Sensibelchen und würde diese Flut an Bakterien nicht aushalten. Wir würden Nahrungsmittel sehr viel schlechter vertragen, hätten ständig Durchfall, Krämpfe, Unverträglichkeiten und dem Schlimmsten . . . Blähungen ohne Ende. Ich wäre morgens nicht mehr auf die S-Bahn angewiesen, sondern könnte dank Methanantrieb zur Arbeit fliegen.

Die Bauhin-Klappe öffnet sich also nur, wenn auch viel Speisebrei mit nötigen Druck ankommt. Dann erschlafft sie, lässt das Zeug in den Dickdarm und schließt sich wieder.

Ende III Akt. Der Dünndarm verlässt die Bühne.

Den Dickdarm besprechen wir aber erst in Teil IV. Denn dieser Darmteil, in dem tagtäglich der Kampf zwischen Gut und Böse unter enormen Druck stattfindet, ist ein stiller Protagonist, der oft wegen stinkender Überreste unserer Fresskalationssünden verteufelt wird. Ich kann euch aber sicher vom Gegenteil überzeugen.

Bis dahin, gesund bleiben und …. Trinken. Eure Mandy

Ein Kommentar

  1. Liebe Mandy,
    ich folge Dir bereits eine Weile in der Communitie und erfreue mich immer an Deinen sehr informativen und amüsanten Beiträgen.
    Dein Blog ist in jeder Hinsicht sehr gelungen.
    Mach weiter so!

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