MandysNotizBlog

„Es wird ein … Mädchen“ – Das Leben entsteht

Ich setze mal ganz dreist voraus, dass bekannt ist, wie Kinder gemacht werden. Bienchen und Blümchen . . . ach nein, Eizelle und Samenzelle. Beide treffen aufeinander. Funken sprühen, Herzchen fliegen umher und ZACK, Baby.

Nein, nein. Mal wieder etwas komplizierter.

Alle auf eine!

Beim Samenerguss gelangen ca. 200-600 Millionen Spermien in die Vagina. Ein Großteil stirbt bereits dort einen Heldentod. Mit den Überlebenden passiert etwas Abgefahrenes: Ihren Zellmembranen wird Cholesterin entzogen, wodurch sie Stabilität verliert und an Hyperaktivität gewinnen. So schwimmen sie mit peitschenartigen Schlägen einem Marathon gleich Richtung Eierstöcke, wo sich die befruchtungsfähige Eizelle befindet.

Sie klatschen mit ihren Köpfen gegen die Eizelle. Hier kommen jedoch nur akkurat gereifte Spermien rein. Das Köpfchen des Spermiums durchdringt die äußere Schicht der Eizelle – die Verschmelzung.
Die Eizelle reagiert mit einer Verhärtung der äußeren Schicht, so das keine weiteren Spermien eindringen können. Hier ist nur Platz für einen. Im Inneren der Eizelle treffen die Chromosomenpaare aufeinander. Der Beginn der Zellteilung.

Es beginnt . . .

Die befruchtete Eizelle wandert weiter Richtung Uterus. Bis dahin teilt sie sich innerlich mehrfach.
Der Geschlechtsverkehr liegt jetzt 2-5 Tage zurück.
Am 6. Tag der Embryonalentwicklung dockt die befruchtete Eizelle an die Uterusschleimhaut, verbindet sich mit ihr und kuschelt sich ein.

Ab dem 6.-9. Tag lässt sich bereits eine Schwangerschaft im Blut nachweisen. Am ca. 14. Tag kann auch ein Schwangerschaftstest die erhöhten Hormonwerte im Urin feststellen.
Das Hormon ß-HCG wird in diesen, ich finde viel zu teuren, Tests nachgewiesen.
Die befruchtete Eizelle bildet es. Dieses Hormon ist sehr wichtig, denn es sorgt für eine weitere Entwicklung der Eizelle. Ein Überrest der Eizelle (im Eierstock verblieben) kann dann wiederum ein Hormon bilden, Progesteron, das dass schwangerschaftserhaltende Hormon genannt wird. Ohne Progesteron keine Schwangerschaft. Es sorgt dafür, dass sich die befruchtete Eizelle richtig wohl fühlt. Der Uterus entspannt sich unter Progesteron mehr, die Brustdrüse wird darauf vorbereitet zu wachsen, der Muttermund verschließt sich. Nicht dass das befruchtete Ei noch verloren geht.

Die Schwangerschaft sorgt dafür, dass der weibliche Körper mit Hormonen überschwemmt werden, was sich dann auch in unserer Gefühlslage zeigt.

Die Entstehung eines kleinen Menschen

Wir haben die 2. Woche erreicht und stecken mitten in der Embryonalentwicklung. Der kleine Zellhaufen besteht aus Dingen wie zweiblättrige Keimscheibe, Dottersack und Mesoderm.

??? Bitte???

Die Entwicklung, die nun von statten geht ist hoch komplex. Und auch gut erforscht. Schmeißt aber geradezu um sich mit Fremdworten. Ich war ehrlich gesagt froh, dass ich es nicht oft lernen musste. Im Grunde entstehen in dieser 2. Woche die Vorstufen der Fruchtblase und der Plazenta (Mutterkuchen, mit deren Hilfe der Embryo im Mutterleib versorgt wird).

Die 3. und 4 Woche. Die Blutbildung beginnt. Das Nervensystem wird angelegt. Die Körperform des Embryos entsteht sowie Extremitätenknospen. Ein so süßer Begriff und so passend. Beine und Arme wirken wirklich wie winzige Knospen. Erste Blutgefäße entstehen und auch die Herzanlage – die Basis des Kreislaufs.

In der 5. Woche kommt es zum schnellen Kopfwachstum.
Arm- und Beinknospen wachsen. Genauso wie die Gehirnentwicklung voran schreitet. Die Urniere bildet sich aus.
In der 6. Woche bilden sich die Ohrmuscheln und die Fingerstrahlen aus. Der Rumpf richtet sich langsam auf. In der 7. Woche beginnt die Verknöcherung der Armknochen.
Erreichen wir die 8. Woche, ist das erste Mal eine menschliche Form erkennbar. Die Finger sind zunächst noch durch Schwimmhäute verbunden, die später verschwinden. Die Verknöcherung der Beinknochen beginnt.
Ab der 14. Schwangerschaftswoche sind koordinierte Bewegungen zu erkennen.

Erstmal der gleiche Baukasten

Bis zu Zeitpunkt der 6./7. Woche ist für Mädchen und Jungen ALLES gleich angelegt. Natürlich ist das Geschlecht schon ab dem Moment der Befruchtung festgelegt. Die genaue Entwicklung beginnt aber, neben ganz vielen anderen Dingen, jetzt. (Das Geschlecht ist jetzt übrigens noch nicht im Ultraschall erkennbar.)
Der Baukasten für die Brustdrüse besteht auch von Anfang an. Ab der 7. Schwangerschaftswoche entwickelt sie sich. Sowohl für Mädchen auch als Jungen, die sie theoretisch nicht brauchen. Ein Mann ohne Brustwarzen würde auch reichlich komisch aussehen.
Mit Beginn der Pubertät und vor allem der Ausschüttung von Östrogen, entwickelt sich die Brustdrüse weiter (Mädchen) bzw. nicht weiter (Jungen). Da aber sowohl beide Geschlechter über sie verfügen, können auch beide Brustkrebs bekommen. Männer nur wesentlich seltener als Frauen.

Es wird ein . . . Mädchen

Die Eierstöcke entstehen in der 8. Woche in der Bauchhöhle aus speziellen Zellen. Sie wandern im Verlauf des 2.-3. Schwangerschaftsmonats nach unten in den Beckenbereich, da sie ja in der Bauchhöhle entstanden sind und somit zu weit oben liegen.
Vagina, Eileiter, Gebärmutter, Harnblase und Klitoris entstehen aus so vielen unterschiedlichen Strukturen, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Stattdessen springen wir direkt zu den Eizellen.
Die Eizellen sind bereits vor der Geburt alle vollständig angelegt, ‚vorgereift‘ und verfallen dann in eine Ruhephase. Diese Phase wird Diktyotän genannt. (Ich find ja immer, dass es wie eine Zeitspanne aus der Saurierzeit klingt.) Sie bleibt bestehen, bis die hormonell stürmische Zeit der Pubertät beginnt. Ein Thema für sich, das einen eigenen Artikel verdient.

Puuuhhh, ganz schön viel, oder? Kindermachen ist meist wesentlich einfacher.

Ein kleines Wunder

Zwei Monate vor der Geburt ist das Babys in der Lage alles zu hören, auch wenn das Gehör bereits seit der 24. Schwangerschaftswoche besteht. Es lauscht den Klängen der Verdauung, hört den Herzschlag der Mutter und das Rauschen des Blutkreislaufes.
Ab dem 6. Schwangerschaftsmonat ist es dem Baby möglich zu Schmecken. Fruchtwassergeschmack. Der sich, je nachdem, was die Mutter zu sich genommen hat, verändert. Daher kann man bereits ab diesem Zeitpunkt Einfluss auf den Geschmack des Babys nehmen. Denn Aromen werden später wieder erkannt und bevorzugt.

Ich finde, dass sind die interessantesten Dinge, die während einer Schwangerschaft passieren. Zumindest beim Kind. Im nächsten Beitrag könnt ihr erfahren, was mit der Schwangeren selbst so passiert.

Unbekannte Frauen, die Großes für uns getan haben:

Agnodike

Bildquelle:
vitalis-verlag.com

Sie lebte im 3. Jh. v. Chr. und gilt als erste Ärztin der griechischen Antike. Begonnen hat sie aber als Geburtshelferin, Hebamme. Da die Heilberufe aber nur den Männern vorbehalten waren, gebärende Frauen sich aus Schamhaftigkeit ihnen aber nicht anvertrauten und bei der Entbindung oftmals starben, ging Agnodike als Mann verkleidet zum Arzt Herophilos in die Lehre und lernte die Arbeit der Hebamme.

Ihren Patientinnen soll sie, laut Literatur, gesagt haben, dass sie eine Frau ist, weswegen sie sich schnell einen Ruf machte und andere Ärzte eifersüchtig auf die unbekannte Nebenbuhlerin wurden. Die Ärzte klagten sie als Verführerin der Frauen an, so dass sie vor Gericht ihr Geschlecht offenbaren musste. Frauen gingen auf die Straße und demonstrierten für sie, so dass die Anklage fallen gelassen wurde und bisherige Gesetze abgeändert wurden, so dass frei geborene Frauen Heilkunde lernen durften.

Bis dahin . . . eure Mandy

Und die Jungs?

Ja, die sollen ja nicht zu kurz kommen. Auch wenn das ein Blog nur über Frauen sein soll. Also kommt hier:

Es wird ein . . . Junge

Die Hoden entwickeln sich ab der 7. Schwangerschaftswoche im Bauchraum des Fötus und wandern dann ab dem 7. Schwangerschaftsmonat hinunter an ihre typische Stelle, zwischen den Beinen.
Zum Zeitpunkt der Geburt ist alles an seinem Platz angekommen – trotzdem muss dies auch kontrolliert werden. Weshalb der Kinderarzt immer nach der richtigen Lage schauen wird.
Ab der 9. Schwangerschaftswoche bildet sich Testosteron. Dank des Testosterons kann dann auch die Bildung der ganzen anderen wichtigen Strukturen wie Prostata, Nebenhoden und Samenleiter beginnen.

2 Kommentare

  1. Wie so oft richtig klasse, dein Ausflug in die Anatomie. Danke dafür. Zudem bin ich heilfroh das es Agnodike gab, sonst dürfte ich ja heute wahrscheinlich nicht als Heilpraktikerin arbeiten. Hab einen tollen Tag. Liebe Grüße
    Andrea (MissLiberty)

  2. Ich kannte bisher Aphrodite, aber keine Agnodike. Danke für die anschauliche Reise zur Entstehung des Menschen und das neue Wissen. Hätte ich so die Hälfte meines Biologieunterrichts vermittelt bekommen, wäre ich heute vielleicht auch Ärztin … Weiter so!

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