MandysNotizBlog

Schnapsidee – Die Sache mit dem Alkohol (Teil III)

Heute schauen wir uns die Erkrankungen an, die mit Alkohol und Alkoholentzug in Verbindung stehen.

Als erste wäre da die akute Alkoholvergiftung. Sie tritt auf, wenn man zu viel Alkohol zu sich genommen hat. Es kommt zu Störungen des Bewusstseins, der Wahrnehmung (Kognition) und der emotionalen Stimmung/Handelns (Affekt). Das kommt durch ein Überangebot eines Botenstoffes im Gehirn.

Viele trinken Alkohol, weil sie dadurch extrovertierter werden, kontaktfreudiger. Dafür ist dieser Botenstoff zuständig: GABA (Gamma-Aminobuttersäure). Er hemmt die Reizleitung zwischen den Hirnzellen. Ein anderer Botenstoff (anregendes Glutamat) hält normalerweise den Ausgleich. Durch ein Überangebot von GABA, kommt es allerdings zu einem Ungleichgewicht. Hemmt GABA im Hirn, kommt es im Körper UMGEKEHRT zur Enthemmung: weniger Angst und auf das Belohnungssystem wirkt es sich auch aus.

Promille – kenne deine Grenze
Als tödlich gilt eine Promillegrenze von 5‰. Die persönliche Toleranzschwelle ist bei vielen aber schon vorher erreicht.

Bei ca. 0,5-1,5‰ fühlen wir einen gesteigerten Antrieb (Tanzen bis zum Umfallen), Euphorie, Rededrang, mangelnde Kritikfähigkeit, Hautrötung durch eine Erweiterung der Gefäße (wir haben das Gefühl von Wärme – kann zu Unterkühlung führen), Gang- und Standunsicherheit und Herzrasen.

Bei ca. 1,5-2,5‰ wirkt sich der Alkohol sedierend aus. Benommenheit, ‚Filmriss‘, Übelkeit und Erbrechen, lallende Sprache, eingeschränktes Sehvermögen. Wir haben die Reflexe einer Katze, einer toten Katze. Und eine ausgeprägte Enthemmung.

Ab 2,5‰ nähern wir uns langsam dem alkoholischen Koma. Unsere Schutzreflexe sind praktisch nicht mehr vorhanden (Ersticken durch Erbrechen) und die Atmung kann aussetzen – Kreislaufversagen folgt.

Das alles sind Folgen von Zuviel-Trinken.

Trinken wir regelmäßig, steigt unsere Toleranzschwelle. Wir vertragen immer mehr, bis wir einen gewissen Pegel erreichen. Über Jahre kann sich so eine Alkoholabhängigkeit entwickeln. Mittlerweile spüren wir ziemlich schnell, dass es uns ohne Trinken schlecht geht. Wir rutschen in einen Entzug und haben das Gefühl, dass uns ohne Alkohol die Kontrolle vollends entgleitet. Also Trinken wir, um uns normal zu fühlen und versuchen den Alkohol in unseren Alltag zu integrieren.

Wir müssen uns nichts vor machen. Früher oder später fliegt es im Privaten oder auf Arbeit auf. Gepimpter Kaffee, Wodka in der Wasserflasche, Kurze in den Blumenvasen oder Alkoholflaschen so groß, als wäre Guns n‘ Roses zu Besuch gewesen.

Entscheiden wir uns für den Entzug, ein schwerer aber lohnenswerter Schritt, machen wir einen Alkoholentzug durch. Dieser setzt meist innerhalb von 48 h nach Absetzen des Alkohols ein. Es kommt zu Herzrasen, Bluthochdruck, Schwitzen, Zittern, Konzentrationsstörungen, Angst, Unruhe, Schlafstörungen, Reizbarkeit, depressive Stimmung, Schmerzen, . . . die Liste ist endlos.

Deshalb sollte der Entzug immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. Die Gefahr, dass es zu einem Delir mit Halluzinationen, Krämpfen, Herzrhythmusstörungen kommt, ist allgegenwärtig. Ist das überstanden, beginnt aber erst die richtig schwere Arbeit: die Abstinenz. Wenn man etwas verboten bekommt, was will man wohl am meisten???

Meine Hochachtung vor den Menschen, die das jeden Tag schaffen und bewältigen.

Selbst wenn man Rückfälle hat, ist es gut, wenn man es immer wieder probiert. Der Körper kann sich vom Alkohol erholen, so fern der Alkohol keine zu großen Schäden hervor gerufen hat, so dass ein normales Leben möglich ist.

In Teil IV kommen wir zu den Langzeitschäden, die Hirn und Leber betreffen und klären, ob Alkoholismus vererbt werden kann.

Bis dahin . . . bleibt gesund. Eure Mandy

2 Kommentare

  1. Danke für die Info, wieder sehr gut erklärt. Habe eine Freundin die immer unleidlicher wird, aus jedem Kaffeetrinken wird ein halber Liter Bier, dann hat sie gleich eine bessere Stimmung. Ohne Alkohol wird sie streitlustig und fies. Sie trinkt auch jeden Abend ein bis zwei Glas Wein, das „muss“ sein. Ich finde es zunehmend bedenklich

  2. Ein schweres Thema, leider sind zu viele Menschen davon betroffen. Du hast es toll beschrieben, wie auch viele andere schwierige Themen hier, und schaffst auf so wunderbare und abwechslungsreiche Weise viele Zugänge.
    Und eins muss noch sein: das Bild ist der Hammer, würde ich mir sofort aufhängen! Ich dachte wirklich zuerst, dass es ein Foto wäre! =o
    Mach weiter so, ich bin so stolz auf dich!

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