MandysNotizBlog

Under Pressure – das Lipödem

Ich kann mich noch erinnern, dass sie einige von euch gewünscht haben, dass ich mal darüber berichte. Warum? Weil betroffene Frauen nicht nur körperlich darunter leiden, sondern auch psychisch. Das äußerlich so auffallende Missverhältnis zwischen den Proportionen ist der Grund für die Stigmatisierung – und die Unwissenheit der Menschen.

Was genau ist das?

– Eine Fettverteilungsstörung
– Hauptsächlich bei Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Oft aufgrund von hormonellen Umstellungen

Spannung an allen Ecken

Das Unterhautfettgewebe, insbesondere die Fettzellen vergrößern und vermehren sich.
Es betrifft fast ausschließlich Frauen. Aus guten Gründen. Im Moment werden für das Lipödem Hormonveränderungen wie bei der Pubertät, Schwangerschaft, Pilleneinnahme und Menopause verantwortlich gemacht. Ebenso der genetische Faktor: es tritt familiär gehäuft auf. Grundsätzlich kann es aber zu jedem Zeitpunkt im Leben auftreten.

Ihr merkt schon, so richtig kennt man die Gründe dafür noch nicht.
Frauen, die davon betroffen sind, leiden oft unter den bekannten Reiterhosen. Denn bei dieser chronischen Erkrankung, kommt es zu symmetrischen Einlagerungen in den Beinen, etwas seltener auch den Armen.
Hände und Füße bleiben davon verschont, auch der Oberkörper. Daher das Missverhältnis der Proportionen.

Wie entsteht es?

– Noch immer nicht eindeutig geklärt.
Hormonelle Veränderungen als auch Vererbung stehen sehr stark im Fokus.
Durchlässigkeit der Gefäße steigt → Flüssigkeit wandert von den Gefäßen ins Gewebe und führt zu mehr Druck.

Durch die Vermehrung des Unterhautfettgewebes entsteht ein hoher Druck. Die sie umgebenden dünnen Blutgefäße, Kapillare, werden dadurch durchlässig. So tritt Flüssigkeit aus den kleinen Gefäßen in das umliegende Gewebe und sammelt sich dort an. Ein Ödem bildet sich. Anfangs kann diese Flüssigkeit noch vom Körper über die Gefäße abtransportiert werden.
Lagert Flüssigkeit aber über einen langen Zeitraum im Gewebe – chronisch – führt dieser zunehmende Druck zu Spannungsgefühlen und Schwere der Beine.
Durch Gewichtszunahme, schlechte Ernährung und keine Bewegung kann sich das Lipödem verschlimmern. Weil die Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe immer weniger abtransportiert werden kann. Und so bleibt das Ödem dort und führt zu Entzündungsreaktionen. Und zu bund Berührungsempfindlichkeit.
Oft ist es auch so, dass Frauen mit Lipödem zu mehr blauen Flecken neigen. Das kommt durch die durchlässigen Gefäße. Die fragilen Kapillaren gehen dann schon bei leichten Stößen kaputt und bilden Blutergüsse.

Wie erkenne ich ein Lipödem?

– seitengleiche Vermehrung von Fettgewebe, meist Oberschenkel, seltener Arme betroffen.
– Im Vergleich zum Oberteil viel größere Hosengröße.
– Typische Symptome (siehe unten)

Das Lipödem kann in drei Stadien eingeteilt werden:

Stadium 1: Es besteht ein Missverhältnis zwischen Rumpf und Extremitäten. Die hautoberfläche ist aber noch glatt. Die betroffene Haut reagiert aber empfindlich auf Druck und neigt zu Blutergüssen.
Stadium 2: Im Unterhautfettgewebe bilden sich knotigartige Strukturen. Die Haut weist Wellen, Dellen und Unebenheiten auf.
Stadium 3: Das Fettgewebe ist stark vermehrt und verhärtet, bildet Furchen und Überhänge an den Oberschenkelinnenseiten und an den Knien. Die Symptome können variieren.

Neben diesen sichtbaren Auffälligkeiten kann das Lipödem noch weitere Symptome auslösen. Diese Beschwerden sind individuell in ihrer Ausprägung und Schwere und müssen nicht zwangsläufig mit den Stadien zusammenpassen.

Blaue Flecken
Die bereits beim geringsten Anlass entstehen können. Die fragilen Kapillaren platzen beim leichtesten, kaum merkbaren Stößen.

Geschwollene, schwere Beine (und Arme)
Das kommt zum einen durch das Gewicht des Fettgewebes, als auch durch die Flüssigkeitsansammlung im Gewebe, die häufig zum Lipödem begleitend auftreten. Warmes Wetter, langes Sitzen und Stehen verstärkt dies, so dass es abends stark geschwollenen Beinen kommt.

Schmerzen und Druckempfindlichkeit
Da herrscht Spannung in den betroffenen Bereichen. Zusätzlich noch das Druckgefühl bei leichter Berührung, die als unangenehm und schmerzhaft empfunden werden. Manchmal tut auch schon das tragen von Jeans und anderer Kleidung weh.

Wundscheuern und Behinderung beim Gehen
Gerade starke Fetteinlagerungen an den Innenschenkeln behindern beim Gehen. Das ständige Aneinanderreiben der Haut führt zum Aufscheuern. Diese offenen Stellen können sich dann leicht entzünden.

Was sind Langzeitfolgen?

Lymphödem
Ist das Lipödem fortgeschritten kann es passieren, dass die Lymphflüssigkeit nicht mehr abfließen kann. Ohne Behandlung schreitet das Lymphödem fort und lässt Beine und zusätzlich noch Knöchel und Füße anschwellen. Ärzte bezeichnen das als Mischform: Lipo-Lymph-Ödem.

Gelenkverschleiß durch Fehlbelastung
Durch das veränderte Gangbild, gerade bei starker Innenschenkelausbildung, kommt es zu Fehlbelastung an den Gelenken. Besondern davon betroffen sind die Kniegelenke. Hier kann es dann zu frühzeitigem Verschleiß kommen.
Deshalb sollte vor allem ein Mehrgewicht, was zur Verschlimmerung des Lipödems führt, verhindert werden.

Wie stellt der Arzt ein Lipödem fest?

Der Arzt, der sich mit der Thematik des Lipödem auseinander setzt, ist der Phlebologe. Ein Arzt für Gefäßerkrankungen.
Es gibt bisher noch keine Labor- oder bildgebenden Untersuchungen, mit denen das Lipödem zweifelsfrei festgestellt werden kann. Nicht selten wird das Lipödem als Fettleibigkeit oder Übergewicht (Adipositas) fehlgedeutet. Denn dem Arzt bleibt bisher nur das Gespräch und die körperliche Untersuchung für die Diagnose.

Bei dem Anamnese-Gespräch wird die familiäre Historie abgeklappert, ebenso die Beschwerden als auch hormonelle Veränderungen.
Bei der körperlichen Untersuchung ist die Betrachtung von Kopf bis Fuß wichtig. Das Abtasten der Haut und das Prüfen auf Eindrückbarkeit. Für ein Lipödem spricht, dass dabei keine Delle zurück bleibt. Ein schmerzhaftes Kneifen an der Oberschenkelaußenseite, an der Innenseite weniger schmerzhaft spricht ebenso dafür. Denn normalerweise verhält es sich anders herum.

Eine Diät gibt weiteren Aufschluss darüber, ob es sich um Fettleibigkeit handelt oder um ein Lipödem. Nicht immer einfach . . . bleibt nach einer Abnahme das Missverhältnis zwischen Proportionen bestehen, handelt es sich um ein Lipödem.
Und die Behandlung soll schnell erfolgen. Eine Diät ist meist aber langwierig.

Die Behandlung des Lipödems

Ein Lipödem kann nicht geheilt werden. Daher ist das Ziel der Therapie die Symptome zu bessern und die Beschwerden zu lindern.

Die Kompressionstherapie
Das regelmäßige Tragen von Kompressionsstrümpfe, -strumpfhosen, -leggings, -Radlerhosen oder –Bolerojacken verzögert oder stoppt die Zunahme des Lipödems, lindert die Beschwerden und stellt einen Grundbaustein der Therapie dar. Nur regelmäßiges Tragen führt zu einem optimalen Effekt. Bei heißen Temperaturen eine echte Herausforderung. Zusätzlich noch die Blicke der Leute . . . es ist nicht leicht.
Ergänzend dazu kann auch eine Kompressionsbehandlung mit Geräten hilfreich sein.

Bewegung hilft – Gewicht reduzieren
Ideal sind alle Sportarten die im Wasser stattfinden, wie Schwimmen oder Aqua-Jogging. An Land sind Gymnastik, Walking, Joggen und Radfahren optimal. Sport und Bewegung sind auch deshalb so wichtig, weil dabei Kalorien verbraucht werden. Lipödem-Patienten müssen ganz besonders darauf achten, dass ihr Gewicht nicht durch eine ungünstige Lebensweise noch weiter zunimmt. Körperliche Aktivität und eine Umstellung der Ernährung (wenn nötig) können eine Zunahme verhindern und helfen dabei, bereits vorhandenes Übergewicht zu verringern.

Lymphdrainage
Die manuelle Lymphdrainage bietet sich in fortgeschrittenen Stadien an. Ich bin der Meinung, dass es den Patienten sehr gut tut, nicht erst in fortgeschrittenen Stadien. Die Behandlung sorgt dafür, dass die spezielle Massagetechnik den Abtransport von Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe anregt.
Der Grund, warum Ärzte es erst verschreiben, wenn die Diagnose Lipödem wirklich steht oder die Kompressionstherapie nichts bringt, sind die Kosten. Natürlich, wieder das liebe Geld. Bei einem zu frühen Verschreiben könnte es sein, dass die Kassenärztliche Vereinigung Ärger macht.

Fettabsaugung / Liposuktion
Die einzige Möglichkeit, das krankhaft vermehrte Unterhautfettgewebe zu verringern, ist eine operative Fettabsaugung. Mittels Ultraschall, Wasserstrahl oder Vibrationen löst der Arzt die Fettzellen zunächst vom umliegenden Gewebe und saugt sie dann über ein dünnes, schlauchartiges Instrument, das Endoskop, ab.

Studien haben gezeigt, dass die Liposuktion die Symptome deutlich bessert bis hin zur Beschwerdefreiheit und das meist für viele Jahre. Einige Patientinnen brauchen weiterhin eine Kompressionstherapie, andere kommen ohne diese Behandlung aus.
Komplett beseitigt ist die Erkrankung damit aber nicht. Geht das Gewicht wieder rauf, wird sich auch das Lipödem erneut bilden. Für einen dauerhaften Erfolg ist daher entscheidend, das Körpergewicht langanhaltend unter Kontrolle zu behalten.

ABER, das Lipödem kann sich anschließend erneut bilden. Die Operation gilt zwar als risikoarm. Komplikationen wie Wundinfektionen oder Nachblutungen lassen sich aber nicht ausschließen
Leider ist es auch so, dass die Liposuktion meist selbst gezahlt werden muss. Nur in Ausnahmefällen und auf Einzelantrag übernehmen gesetzliche Krankenkassen.

Verlauf Lipödem

Die Erfahrungen der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich das Lipödem über viele Jahre hinweg stabil verhalten kann und die Patientinnen beschwerdefrei sind bzw. bleiben, wenn:

  • die Kompressionstherapie konsequent durch geführt wird
  • 2-3 Mal Sport in der Woche gemacht wird
  • das Gewicht im Nomalbereich ist und keine Zunahme statt findet

Denn oft ist es so, dass mit Zunahme auf der Waage sich auch das Lipödem verschlimmert. Bleibt das Gewicht stabil, sind die Chancen groß, dass auch das Lipödem stabil bleibt.

Bleibt gesund, eure Mandy

3 Kommentare

  1. Hallo Mandy, was für eine furchtbare Krankheit, kein Wunder, dass die betroffenen Frauen sehr darunter leiden…
    Danke für deine, wie immer, tolle Erklärung!
    Schönes Wochenende und liebe Grüße an dich ☀️🌷

  2. Hallo Du,
    danke für diesen Beitrag. Alles trifft nicht auf mich zu, die Innenseiten der Schenkel schmerzen auch, aber ich kann keine Kinder länger auf den Schoß nehmen und bei Shirts in Größe 36 brauche ich Hosen in Größe 38/40, je nach Schnitt. Meine Beine sind wirklich dick und an den Knien sind hinten so ein bisschen Überhänge zu sehen 🥺
    Aber durch regelmäßige Bewegung lässt es sich auch mit 50 Jahren einigermaßen gut damit leben – Hitze ist eine Quälerei, aber ansonsten gehts.
    Kürzlich hab ich etwas von einer Kälte-Sauna gelesen, dass soll helfen – und kneippen.

    Liebe Grüße Heike (Schnurpseline1)

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