MandysNotizBlog

Auch lahme Schnecken kommen voran. Der Schnecken-Post!

„Du bist ja wieder Letzte, Mandy. Jetzt aber ein bisschen dallihopp.“

Das ich nicht die geborene Läuferin bin, war mir bereits in der Grundschule klar. Wäre ich nicht selbst darauf gekommen, hätten mich spätestens die liebevollen Worten meiner hoch motivierten Sportlehrerin darauf aufmerksam gemacht. Ja, ich war die Letzte. Und das in so ungefähr jeder Sportart. Kommt man ins Ziel und alle warten auf einen, ist das schon ein sehr eindeutiges Zeichen für eine lahme Schnecke.

Im Harz ist es eine Selbstverständlichkeit Ski zufahren, da wir immer recht lange Winter hatten. Meist Langlauf. Also wurde auch ich auf die Bretter gestellt. Und ich war gar nicht mal so schlecht. Davon mal abgesehen, dass wenn ich fiel sämtliche Gliedmaßen in unterschiedliche Himmelsrichtungen zeigten. Am Besten war es, wenn der Schnee schon fast geschmolzen war und man dann in einer scharfen Kurve auf blankem Eis schlitterte – ach ja, solche Adrenalinstöße haben dafür gesorgt, dass daraus Erinnerungen wurden. Ich hing die Ski an den Nagel und wurde passionierte Rodlerin.

Mannschaftssport war einfach nichts für mich. Wenn das Glück vieler von mir abhing, gingen sämtliche Bälle an Toren, Körben und Löchern vorbei. Aber man lernt ja aus Fehlern. Ich suchte mir also Sportarten, in denen man weder schnell laufen musste noch in einer Mannschaft war. So entdeckte ich das Mountainbiken für mich. Der Harz ist dafür perfekt. Ich kannte Wege und Strecken, auf denen ich niemanden begegnete, weil sie so tief im Wald oder in den Bergen waren, dass sie zu Fuß einfach blöd zu erreichen waren, wenn man keine Tagestour machte.

Ich stand im Sommer mit der Sonne auf, packte die Kamera meines Paps‘ ein und machte mich auf den Weg. So kurvte ich stundenlang, zu jeder Jahreszeit durch die Natur und genoss es, dass ich mich mit niemanden messen muss. Ich versuchte mich zwischenzeitlich immer wieder mit dem Laufen. Machte aber Fehler, die vielen Anfängern passieren: Ich lief zu weit und zu schnell und wäre am nächsten Tag vor Muskelkater am liebsten gestorben.

Dann kam der Umzug nach Frankfurt. Im Vergleich zum Harz Flachland. Das Fahrradfahren war nicht mehr das Gleiche. Nicht nur die Berge sondern auch die Natur fehlte. Das Allein-unterwegs-sein. Egal wo man fuhr, immer Leute.

Und so folgte eine lange Zeit des Faulenzens und Nichtstun. Eine andere Art von Sport musste her. Und so fand ich Billy Blanks. ‚Do you feel the burn?‘ Nein, ich stand einfach mal komplett in Flammen. 🤣 Auch Jillian Michaels wurde Teil meiner Wohnzimmersport-Gang. Der Nachteil: Ich kam nur noch wenig in die Natur.

Mit dem Laufen begann ich wieder vor 4 Jahren. Da traf ich eine Frau, die mehrmals am Ironman teilgenommen hatte und davor 130 Kilo wog. Ich war total begeistert. Nein, am Ironman wollte ich nicht teilnehmen. Aber ich wollte ihre Lauftipps. Und sie gab mir einen. Nur einen: Langsam und zwar richtig langsam anfangen.

Ich schnürte meine Turnschuhe. Aber was ich da tat, konnte man nicht Laufen nennen und auch nicht Joggen. Eher Nachbarschaftsbelustigung. Am ersten Tag lief ich ungefähr 1 km – am Stück. Aber in einem so langsamen Tempo, dass mich Spaziergänger überholten. Den Kilometer musste ich laufen, weil ich die Gegend nicht kannte und keine Abkürzung fand. Sonst hätte ich das ganze schon vorher abgebrochen.

Ich hatte keinerlei Kondition und hechelte mich von Meter zu Meter. Aber der Muskelkater danach war aushaltbar. Und ich spürte von Lauf zu Lauf eine Verbesserung.

Wir wohnen circa einen Kilometer vom Wald entfernt. Und mein Ziel war es, dort irgendwann eine Runde laufen zu können, wie richtige Jogger, die ich von Weitem in die Richtung laufen sah.
Immer mit an meiner Seite unsere Hündin. Für sie war es eine besonders große Freunde, denn das Laufen bedeutete für sie, öfter raus zu kommen. Ihre Blicke bei den ersten Läufen – ich war der Anker an ihrer Leine.

Nach über einem Jahr war es dann endlich so weit. Ich fühlte mich super an dem Tag. Es war Herbst. Der Moment, als wir in den Wald liefen und der Geruch nach feuchter Erde und Laub aufkam, war einer der Besten in meinem Leben. Ich fühlte mich unbesiegbar, mein Ziel erreicht.
Das war auch der Tag, an dem mein Mann sagte, ich bräuchte jetzt aber mal richtige Laufschuhe. Oh Gott, so richtig Teure? Solche Schuhe brachten für mich die Verpflichtung dran zubleiben mit sich. Kein Zurück.

In einem Laufgeschäft ließen wir einen Fachmann auf meine Füße schauen und Schuhe aussuchen. Was für ein himmlisches Gefühl. Wie ein Waldboden unter den Füßen, selbst auf der Straße. Ich lief immer weiter und schneller, naja, etwas vielleicht. Und so wurde es Zeit, noch über etwas anderes nachzudenken: Einen SportBH. Erfolgreich hatte ich mich bis dato davor gedrückt. Wieder in einem Sportgeschäft in der Umkleide. Puuhhh, so eng muss das sitzen? Unangenehm, wenn man das Gefühl hat, die Brüste würden jeden Moment auf dem Rücken rausploppen. Ich hüpfte auf und ab – kein Zentimeter bewegten sie sich. Eine Leggings wurde noch von meinem Mann spendiert – die fand ich ja immer ziemlich komisch, die hautengen Dinger. Nach dem ersten Lauf wusste ich schon nicht mehr, wie ich je ohne Sport-BH laufen konnte.

Ich merkte aber noch etwas anderes. Seit Laufbeginn schlief ich viel besser. Das Studium sorgte für die geistige Auslastung, das Laufen für die Körperliche. Gelerntes blieb viel besser im Kopf. Ich war ausgeglichener und mein Mann schwört, dass ich auch weniger reizbar bin.

In letzter Zeit kam ich nicht viel zum Laufen. Ein Grund war die Hitze. Unsere Hündin strafte mich mit einem Ich-hasse-dich-Blick ab, als wir bei 27 Grad raus gingen. Und ohne sie macht das Laufen keinen richtigen Spaß.

Gestern war ich seit 2 Wochen mal wieder Laufen. Als ich die Leggings anzog, kam unsere Hündin sofort angerannt. Das Wetter im Moment perfekt. Kaum im Wald war sofort wieder der bekannte Geruch da: Herbstbeginn. Laub, der Duft von Pilzen, von Zeit zu Zeit ein paar Regenschauer, die die Leute vom Wald fern halten und nur die eingefleischten Spaziergänger und Hundehalter raus lockt. Das Grün der Bäume ließ meine Augen förmlich aufseufzen. Entspannung pur und das mit einem Puls von 154. Meine Hündin zwischen den Bäumen schnuppernd und auf der Suche nach einem angemessen großen Stöckchen.

Wenn so ein Wetter ist, mag ich mir am liebsten gleich Schwarztee mit eingeweckten Kirschen machen. Endlich ist wieder Zeit für Kürbisse, Eintöpfe, Suppen, Ausrutschen auf nassem Laub und Kastanien und gemütliche Abende mit Kerzen und guten Büchern. Neben mir auf der Couch mein Hund. Zufrieden schlafend und schnarchend. Aber verdammt nochmal, zieht`s mir in den Muskeln.

Eure Mandy

 

3 Kommentare

  1. Hallo Mandy,
    genau so geht es mir, wenn ich durch die Natur jogge. Einfach ein Gefühl von Freiheit. Übrigens eine Sportskanone war ich früher auch nie, eher so wie du. Bis auf Radfahren habe ich nicht viel anderes gemacht.

  2. Liebe Mandy, danke mal wieder für deinen tollen Beitrag. Er passt gerade voll in mein Leben. Vor 3 Wochen lief es richtig gut mit dem Laufen ( komischer Satz ☺️), ich war das erstens bei 9 km ! Leider war ich so euphorisch, dass ich sie einen Tag später nochmal lief. Wie blöd kann man sein. Bei meinen Patienten ( ich bin Physio ) hätte ich nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Ich hatte jetzt fast 4 Wochen eine fette Achillodynie. Ab heute geht es erstmals schmerzfrei beim normalen gehen. 👍👍👍👍 Ich werde mir deinen Tipp zu Herzen nehmen und mit 1 Kilometerchen anfangen. LG und mach weiter so, ines🌻🍀

  3. Hallo Mandy, ich finde deine Bilder bei WW wirklich sehr schön. Vielleicht könnte ich ein Bild erwerben, wenn es in meinem Budget liegt…
    LG Bempel1 (Tanja)

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