Heute ist es wieder passiert. Ich konnte dir einfach nicht widerstehen. Du warst so anziehend. Den ganzen Tag über schweiften meine Gedanken immer wieder an dich ab. Schließe ich die Augen, sehe ich sofort deine feste, knackige, dunkle Haut. Schmecke förmlich deine Süße.
Ich musste mich so zusammenreißen. Aber es ist nicht nur dein anziehendes Äußeres. Auch dein Inneres verzaubert mich. Obwohl ich weiß, dass du mir nicht gut tust. Alle raten mir von dir ab. Eine Hassliebe.
Dann kam ich nach Hause und konnte mich endlich auf dich stürzen.
Mein heißgeliebter Schokoriegel.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Ihr wisst es selbst. An manchen Tagen ist das, was am wenigsten gut für uns ist, genau das, was wir am meisten wollen. Ich brauche Schokolade nicht wirklich oft. Aber wenn, stellt man sich mir am besten nicht in den Weg. Mein Kryptonit? Absolut.
Es ist ja mittlerweile erwiesen, dass Zucker süchtig macht und Fett ist nun mal ein Geschmacksträger. Beides harmonisiert wie Ying & Yang. Wie Sonne & Mond. Wie Mandy & Schoki.
Also befassen wir uns mal damit, was mit dem Schokoriegel abgeht, sobald er die Futterluke passiert hat.
Spoileralarm: Verdammt kompliziert, obwohl er so schnell zu vernaschen ist.
Hauptrolle: Schokoriegel. Dünndarm.
Nebendarsteller: Cholesterin. Chylomikronen (bitte was?)
Special Thanks: Wir danken unserem Körper für die ‚Aufnahmen‘
Intro – Schauplatz: Mundhöhle & Magen
Neben dem Funkensprühen im Kopf, dem Zurückrollen der Augäpfel vor Wonne und einem wohligen Stöhnen, passiert mit dem Fett im Mund: Nichts!
Fett ist nämlich eine Diva.
Die Kohlenhydrataufspaltung beginnt bereits im Mund – sie hat es immer eilig.
Proteine geben dem ganzen mehr Zeit – sie können sich bis zum Magen gedulden.
Aber die Fette, die machen im Magen nur große Fettaugen, schwimmen über allem und beginnen dann endlich sich im Dünndarm unter die anderen Inhalte zu mischen.
(Ein bisschen Fettaufspaltung findet auch schon im Magen statt, aber nur zu einem sehr geringen Prozentsatz)
Und da spreche ich auch schon das eigentliche Problem an: Fett schwimmt immer oben, da es nicht wasserlöslich ist!
Wie kann man es also aufnehmen? Schließlich muss es immer noch über die Barriere ‚Darmwand‘. Mit Druck geht doch meistens alles. Hat auch in der Kindheit mit dem Schreckensgericht von Mama geklappt – mit Druck und Überwindung hat man das Zeug auch rein bekommen.
Schauplatz: im Dünndarm
Fehlanzeige. Fett bleibt bei Druck geschmeidig. Es zerteilt sich lediglich zu kleineren Fetttröpfchen. Kurz- und mittelkettige Fette können die Dünndarmwand allerdings easy peasy überwinden und werden ins Blut abgegeben
Wir konzentrieren uns auf die langkettigen Triacylglyceride, denn die nehmen wir größtenteils mit dem Essen auf.
Im Dünndarm kommt endlich der magische ‚Cocktail‘ – ein Gemisch aus Gallensäure und Pankreassaft. Sie erlösen das Fett aus seiner unlöslichen Tröpfchenform.
Die Aufspaltung der Triglyceride ist vollzogen. (Einspielung epischer Musik)
Die Spaltprodukte können sich jetzt mit dem Speisebrei vermischen. Trotzdem sind sie immer noch schlecht wasserlöslich. Wieder kommt die Gallensäure ins Spiel. Sie legt sich wie ein Mantel um die Spaltprodukte und macht so eine Aufnahme über die Darmwand möglich.
Schauplatz: Dünndarmwand
Jetzt stecken wir also in der Dünndarmzelle fest. Unseren Mantel haben wir verloren. Die Spaltprodukte werden hier mit Hilfe von zungenbrechenden Enzymen wieder zu Triacylglyceriden zusammen gesetzt – meine Güte, was ein dramatischer Auftritt.
Um die Dünndarmzelle wieder verlassen zu können, brauchen wir erneut einen schützenden Mantel. Denn wir sind wieder ein Fett mit altbekannten Schrullen: Wasserunlöslichkeit.
Wir bekommen aber einen neuen, schicken Mantel. Der besteht aus wasserlöslichen Komponenten und macht es uns endlich möglich, die Barriere Dünndarmzelle zu überwinden.
Dieses ganze Gebilde aus Triacylglyceriden (im Kern), wasserlöslichen Komponenten (drumherum(Phospholipide)) nennt man Chylomikron – für die, die es ganz genau wissen wollen.
Nach einer kleinen Spritztour durchs Lymphsystem, erreichen wir endlich die Abfahrt zum Blutkreislauf. Das Fett ist also endlich in unserem Blut angelangt. Ziel erreicht.
Hätten wir eine ganze Schublade Chips und Schokoriegel verdrückt und würden jetzt eine Blutentnahme machen, wäre unser sonst klares Blutplasma milchig-trüb von den Chylomikronen.
Nominiert für Bester Nebendarsteller: Cholesterin
Held oder Antiheld?
Das Cholesterin hatten wir bisher etwas außen vor gelassen. So lang ich mich erinnern kann, war Cholesterin etwas Schlechtes. Dabei sollten wir lieber kurz niederknien und dem Herren dafür danken, dass es das gibt.
Cholesterin ist einer der wertvollsten Dinge im Körper. Gleichzusetzen mit Diamanten. Na gut, ohne Diamanten kann man leben. Ohne Cholesterin nicht.
Es ist ein Bestandteil der Zellmembranen und sorgt für ihre Stabilität und Fluidität. Es ist so wertvoll, dass der Körper sich den Luxus leistet, es in einem aufwendigen Verfahren selbst herzustellen.
Natürlich nehmen wir es aber auch über die Nahrung auf – oft viel zu viel. Und da der Körper ein Messi ist, wird alles was aus dem Darm aufgenommen wird, behalten.
Aus Cholesterin werden zum Beispiel wertvolle Hormone gemacht wie Testosteron, Östrogen, Progesteron (https://mandysnotizblog.de/was-es-bedeutet-eine-frau-zu-sein/die-schwangere/) und sind darüber hinaus Basis der Gallensäure.
Auch Cholesterin muss, da es nicht wasserlöslich ist, bei der Verdauung besonders behandelt werden. Es wird mit den Triacylglycerinen verpackt und kommt letztendlich als Chylomikron ins Blut.
Puuhhh. Unser Körper hat ziemlich viel zu tun, wenn wir uns mal wieder über das Süßigkeitenfach oder Pommes oder Schokolade oder Burger oder Haxe . . . hergemacht haben. Das nächste Mal findet ihr heraus, wie der Schokoriegel direkt zu Energie wird und warum die Kombi aus Zucker & Fett ein teuflischen Duo ist.
Bis dahin . . . bleibt gesund. Eure Mandy
Liebe Mandy,
Wiedereinmal ein sooo toller Artikel von dir 🙂
Vielen herzlichen Dank!