MandysNotizBlog

Das teuflische Duo: Fett & Zucker – ‚Fettige Angelegenheiten‘ Teil IV

Woran denkt ihr, wenn ihr an Zucker & Fett denkt? Beides ungesund? Schokolade? Teilchen und Torte vom Bäcker? Schokocreme auf dem Wochenendfrühstücksbrötchen?
Beides bedeutet aber auch Genuss. Es schmeckt einfach lecker.
Naschen macht Dick! Naschen aus Gewohnheit. Zucker ist das neue Rauchen. Gute Ratschläge fliegen einem ständig um die Ohren.
Der Fettstoffwechsel kann dabei ein furchtbar langweiliges Thema sein.
Fetttropfen. Schwer auszusprechendes Enzym dazu. Aufgespalten. Transport ins Blut. Umwandlung. Wieder Kauderwelsch-Enzym. Gähn. Schnarch. Die perfekte Einschlafhilfe.

Manchmal denke ich mir aber, in meinem verqueren Kopf, wenn die Leute besser über Vorgänge im Körper Bescheid wissen, dass sie dann auch sorgsamer mit ihm umgehen.
Okay . . Ärzte studieren Medizin und werden trotzdem Opfer von Zigaretten, Stress und Übergewicht. Mein Plan hat Lücken.


Wenn aber auch nur EINER vor einem sündhaften Arrangement aus Zucker und Fett steht, Inne hält und sich gegen den Verzehr entscheidet, weil das Nachdenken über die verworrenen Fettstoffwechselprozesse einfach perfekt ablenkt, dann war das ganze Geschreibsel hier doch nicht umsonst.
Also Ärmel hochgekrempelt und Gummistiefel an – wir waten jetzt durch Fett und Zucker.

Kurz nach dem Essen . . . (oder Naschen)

Erinnert ihr euch noch an den letzten Teil? Wir haben einen Schokoriegel genossen und waren bei seiner Aufspaltung im Magen, der Aufnahme in den Darm und von dort über das Lymph- ins Blutsystem dabei.
Das blöde an einem Schokoriegel, er besteht größtenteils aus Fett und Zucker (Glucose). Die Glucose ist schnell im Blut, schneller als das Fett, welches ja erst aufwendig verdaut werden muss.
Wenn Glucose nach dem Essen schnell ins Blut geht, steigt der Blutzuckerspiegel rapide an. Die Bauchspeicheldrüse setzt Insulin frei, welches unsere Glucose in die Zelle bringen soll, damit es zu Energie verbrannt werden kann.

Jetzt nehmen wir meist mehr Zucker zu uns, als wir verbrennen können. Deshalb wird ein Teil dessen, was davon übrig bleibt, von der Leber und den Muskeln gespeichert, für schlechte Zeiten – wenn die Energie also schnell und dringend benötigt wird.
Weiter wird Glucose zu einem Baustein verstoffwechselt, der in der Fettsäuresynthese benötigt wird – man kann also salopp sagen, dass Zucker zu Fett(säuren) umgewandelt wird.
(Dazwischen befinden sich noch einige biochemische Schritte, deren Erläuterung für Otto Normalverbraucher nicht von Nöten sind.)
Dieser Vorgang – Glucose zu Fettsäuren – geschieht in der Leber.

Das Herz

Fettsäuren sind super wichtiger Energielieferant z.B.: für den Herzmuskel. Das Herz ist ein ‚Allesfresser‘. Fast alles kann dort zur Energiegewinnung genutzt werden. Und gerade nach dem Essen sind besonders viele Energielieferanten im Blut unterwegs.

Das Hirn

Das Gehirn ist da viiiiel wählerischer. Am liebsten mag es nur Glucose haben. Nach einer Mahlzeit optimal. Nur wenn wirklich keine Glucose im Blut unterwegs ist, nimmt es zur Not andere Energielieferanten – aber nur widerwillig (Hungerzustand).

Da unser Schokoriegel nun Zucker und Fett im Übermaß hat, wird der Zucker, der am schnellsten im Blut ist als Energie genutzt und der Rest gespeichert. Ist das Fett dann endlich verdaut und im Blutkreislauf, sind die Energiereserven schon zum großen Teil durch die Glucose gedeckt. Was nun also mit dem vielen Fett machen, wenn man es kaum verbraucht? Richtig! Es ist zu wertvoll zum wegschmeißen, denn wenn Fett gebraucht wird, ist es ein besserer Energielieferant als Glucose. Deshalb wird es auch gespeichert – in unseren Speicherdepots.

Zwischen den Mahlzeiten . . . .

Ein paar Stunden nach dem Essen, sieht das alles schon etwas anders aus. Unsere Glucose ist dank des Insulins in die Zellen gebracht worden. Was nicht sofort in Energie umgewandelt wurde, wurde gespeichert. Der Insulinspiegel und der Blutzuckerspiegel wieder abgesunken.

Die Arbeit läuft aber weiter. Herzmuskel und Gehirn, ab und zu auch mal die Skelettmuskulatur brauchen Energie. Bedienen sie sich weiter am Blutzucker, wird dieser absinken. Hunger stellt sich ein. Die Reserven aus Muskeln und Leber müssen mobilisiert werden, um den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Die Leber gibt ihre ‚Reserve-Glucose‘ ins Blut ab, aber NUR, wenn der Insulinspiegel absinkt. Und der sinkt, wenn wir zwischen den Mahlzeiten NICHTS essen.
Würden wir den ganzen Tag durchweg mit vielen kleinen Zwischenmahlzeiten essen, könnte der Insulinspiegel nie ausreichend absinken, damit die Reserven angetastet werden.

Es geht an den Speck

Ist die Reserve der Leber aufgebraucht, geht es an den Speck! Die Reserve reicht nur für ein paar Stunden. Das Herz schreit aber nach mehr Energie, denn es muss ja schlagen und kann nicht mal eben aussetzen. Also werden die Fettspeicher in den Fettzellen aufgelöst. Pauken und Trompeten und Chorgesang. Das ist genau das, was wir wollen: das Anzapfen der Fettreserven.
Fette (Triglyceride) aus den Depots werden in Fettsäuren und ein paar andere Bausteine aufgespalten. Die Fettsäuren können dann sofort als Energielieferant dienen, beispielsweise dem Herzen.

Wieder das Hirn

Unser extravaganter Gourmet, das Gehirn, besteht auf seine Glucose. Soweit die Leber es auch nur irgendwie hin bekommt und ihre Glucosereserve ins Blut einspeist, kann den Hirnzellen ihr Wunsch erfüllt werden. In einer ausgeprägter Hungerperiode, wenn keine Glucose vorhanden ist, muss das Gehirn mit einem anderen Baustoff zurecht kommen – dazu gleich mehr.

Zwischen den Mahlzeiten, wo wir nicht wirklich starken Hunger leiden, reichen den Leberreserven aber aus, um das Gehirn ausreichend zu verköstigen.

Die Muskeln bedienen sich erst Mal aus ihrem eigenen Vorrat an Glykogen (umgewandelte Glucose). Richtig gelesen. Während die Leber gönnerhaft mir allen teilt, behalten die Muskeln alles für sich. Sind ihre Speicher aufgebraucht, können sie noch auf die Verbrennung von Fett zur Energiegewinnung zurückgreifen.

Der Hungerzustand . . .

Spielen wir folgendes Szenario durch: Die Reserve der Leber und der Muskulatur ist längst aufgebraucht. Wir haben schon seit vielen, vielen Stunden keine Nahrung mehr zu uns genommen. Alles wird mobilisiert, was zu Energie verarbeitet werden kann. Das ist neben Eiweiß auch das Fett in unseren Depots. Es wird zu Fettsäuren eingeschmolzen und zur Leber gebracht. Und auch die Muskulatur betreibt diesen Vorgang.

Die Leber ist ordentlich am ackern – sie betreibt Gluconeogenese. Zunge verknotet? Die Leber stellt selbst Glucose her. Und zwar aus allem, was der Körper an Baustoffen her gibt.

Heutzutage kommen wir kaum in solche extremen Hungerzustände und das ist gut so.
Den Hunger, teilweise sogar nur Appetit, den wir manchmal verspüren ist einfach nur ein Zeichen des Körpers, dass er etwas Energie braucht. Die eigenen Reserven sind in diesem Moment noch nicht leer.

Der Hungerzustand, zweifelsfrei ein Ausnahmezustand für den Körper, setzt erst nach Tagen des Fastens ein.
Die Fettzellen stellen in dieser Zeit durch ihren Abbau von Fetten (Triglyceriden) für den Körper den wichtigsten Energielieferanten dar. Denn die Fettsäuren haben extrem viel Power und einen hohen Energiegehalt. Das schont die Eiweißreserven, die für andere Körperfunktionen immens wichtig sind. Eine Abnahme ist auch möglich, ohne zu hungern.

Fazit

Den Zustand den wir wollen ist folgender:

  • Ein stabilen Blutzuckerspiegel. Weniger einfachen Zucker, denn das würde den Blutzucker Achterbahn fahren lassen – was auch mit Heißhunger einher geht. Kohlenhydrate werden zu Zucker abgebaut. Besonders heikel: Weizenmehl. Wird sehr schnell in Zucker umgewandelt, lässt den Blutzuckerspiegel in die Höhe schießen, macht nicht lang satt. Und Weizenmehl ist Gott weiß wo überall drin. Komplexe Kohlenhydrate, wie Vollkorn, Dinkel, Mais, Reis, Hülsenfrüchte. Machen lang satt und sorgen für einen langsamen Anstieg des Blutzuckerspiegels.
  • Feste Mahlzeiten, mit vielen Ballaststoffen, die lang satt machen. Sorgen unter anderem für einen stabilen Blutzucker. Sprich: lange satt, keine Heißhungerattacken.
  • Wenig bis keine Zwischenmahlzeiten. Damit der Körper an seine Reserven geht.
  • Fett und Zucker zusammen nur selten genießen.
  • Weniger ungesundes, mehr gesundes Fett. Dann kann der Körper immer noch was Gutes daraus ‚basteln‘. (Dazu mehr in ‚Fettige Angelegenheiten‘ Teil II)

Das nächste Mal, in Teil V, erzähle ich frei von der Leber. Ein so wichtiges Organ hat einfach ein eigenes Kapitel verdient.

Bis dahin . . . gesund bleiben. Eure Mandy

2 Kommentare

  1. Das war eine super! Erklärung. Danke. Jetzt versteh ich warum mind. 4 Std Pause bis zur nächsten Mahlzeit und, das ist vermutlich der Grund, warum meine Abnahme so gut klappte. Danke

  2. Manchmal hätte ich gerne einen Körper, der alles nimmt, was er bekommt. Stillschweigend verarbeitet und alles als Bestes wieder abgibt. Ohne Zunahme. Ohne Folgen. Mein Gehirn ist dich so intelligent. Wieso produziert es so komplexe Abläufe?
    Dank deiner wunderbaren und anschaulichen Erläuterungen fahre ich meinen F40 weiter und rausche ab und zu auf den Abgrund zu. Dank starker WW-Bremsen stürze ich nicht ab und fahre weiter auf der abenteuerlichen Serpentinen-Tour 😀

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