MandysNotizBlog

Hunger und Sättigung – so einfach und doch so kompliziert

Hallo meine Lieben. Im letzten Beitrag habt ihr viele interessante Fragen gestellt. Eine davon war, ob sich der Magen ausdehnen kann. Ich könnte das jetzt einfach mit JA beantworten. Aber das wäre doch viel zu einfach oder?

Der Magen

Magen, halb gefüllt

Das Magenvolumen haben wir schon das vorletzte Mal besprochen: 1200-1600 ml. Die Angaben die man dazu in der Lektüre findet, unterscheiden sich genauso wie jeder einzelne Mensch auch. Natürlich bekommt eine Person, die 160 cm groß ist und 50 kg wiegt, keine 1,6 l Inhalt in den Magen, ohne sich zu erbrechen.

Füllt man den Magen einmalig übervoll dehnt er sich aus und zieht sich mit Abgabe des Nahrungsbreis in den Dünndarm wieder zusammen.

Wenn man allerdings seinen Magen über Monate mit zu viel Essen füllt, dehnt er sich nach und nach. Das Gewicht wird dann aber auch mehr. Denn mehr Mageninhalt bedeutet auch mehr Kalorien. Eine logische Schlussfolgerung.

Füllt man den Magen, hat man im Normalfall nach circa 300-400 ml ein Sättigungsgefühl. Wir hören aber nur wenig auf unseren Bauch. Sind abgelenkt, essen zu schnell. Das Sättigungsgefühl setzt nach ca. 20 Minuten ein. Wenn ich daran denke, was ich innerhalb von 20 Minuten in mich hinein bekomme . . .

Heutzutage essen wir nur noch selten aus HUNGER. Gruppenzwang, Emotionen, psychische Belastung. So ist der Magen schnell zu voll.

Ein Hohlorgan aus Muskelgewebe

Nehmen wir unseren Magen mal unter die Lupe:
Die Magenmuskulatur besteht aus 3 Schichten, wodurch sich eine Pendelbewegung ergibt. Die Nahrung kann dadurch gut durchmischt werden und dann in kleinen Portionen in den Dünndarm abgegeben werden.

Diese Muskulatur dehnt sich, wie jeder andere Muskel auch, durch Training. Und verbleibt in dieser Größe. Verkleinert man seine Portionen, schrumpft auch die Magenmuskulatur wieder, aber auch das dauert und geht nicht von heute auf morgen.

Normalerweise ist es so gedacht, dass die Magenfüllung die Dehnungsrezeptoren aktiviert und ein Sättigungsgefühl auslösen. Ist der Magen klein, geht dies natürlich schneller.

„Bin ich satt?“

Wie soll man denn da widerstehen?

Gleichzeitig wird mit der Nahrungsaufnahme ein Hormon ausgeschüttet, dass dem Kopf ein „Ich-bin-satt“-Gefühl vermittelt.
Der Kopf spielt hier nämlich eine sehr wichtige Rolle. Der Hypothalamus, Wohnort Kopf, beherbergt ein Sättigungs– und ein Hungerzentrum. Hormone sorgen dafür, dass das jeweilige Zentrum anspringt.

Leptin, in den Fettzellen gebildet, sorgt für die Sättigung. Tja, nun hab ich schon einiges an Fettzellen. Müsste ich nicht ständig satt sein? Hunger dürfte ich doch gar nicht mehr kennen?

Das Problem: Die Rezeptoren reagieren irgendwann nicht mehr auf das Leptin. Werden resistent.

Was hier auf dem Bildschirm einfach klingt, Hunger & Sättigung, ist in Wirklichkeit ein hochkomplexer Vorgang, der immer noch untersucht wird und nicht ganz geklärt ist. Sonst hätten wir längst eine Wunderpille gegen Hunger auf dem Markt und alle hätten Idealmaße.

Der Blutzucker

Ein weiterer Faktor der Hunger und Sättigung steuert ist der Blutzucker. Ist der Insulinspiegel in unserem Blut niedrig, suggeriert das Hunger. Denn Muskeln, Organe und Gewebe brauchen Zucker zur Energiegewinnung.
Ist der Blutzucker durch die Aufnahme von Essen erhöht, vermittelt es dem Kopf Sättigung. Hier sind wir wieder bei dem Körpergefühl. Wenn ich esse ohne Hunger zu verspüren, jage ich meinen Insulinspiegel also zusätzlich hoch.

Ich berichtete bei dem Thema ‚Diabetes mellitus‘ davon. Ein ständig erhöhter Insulinspiegel, durch zu viele Lebensmittel, führt ebenfalls zu einer Resistenz der Zellen gegenüber Insulin. Dieses Verhalten über viele Jahren führt zur Zuckerkrankheit ‚Diabetes mellitus Typ II‚.

Magenverkleinerung durch OP

Momentan arbeite ich ja in einem Bereich der Chirurgie, der sich mit dem Dilemma der Magendehnung beschäftigt. Es kommen Menschen zu uns, die ihren Magen verkleinern lassen. Sich für eine OP zu entscheiden ist nie leicht. Und sollte daher gut überlegt sein.

Ich hatte Patienten vor mir sitzen, die die Magenverkleinerung vor 1-2 Jahren hatten. Genug Zeit um einiges abzunehmen. Und nun wieder bei ihrem ursprünglichen Gewicht angekommen waren.

Diese Menschen haben einen anderen Weg gewählt in der Hoffnung, dass die Magenverkleinerung dafür sorgt, dass sie abnehmen. Ein kleinerer Magen = weniger Kalorien = Abnahme. Leider ist es mit der OP aber nicht getan.
Sport, gesunde Ernährung und normale Portionsgrößen gehörten bei diesen Patienten ganz oft aber nach der OP leider genauso wenig dazu wie vor der OP.

Bekommen sie nur wenige Wochen nach dem Eingriff 50-80 ml in den Schlauchmagen, weitet sich der Magen natürlich wieder bei größeren Mengen und Portionen.

Was uns auch eindeutig die Frage beantwortet: JA, der Magen kann sich weiten. Dieser Prozess ist aber auch umkehrbar. Schrumpfung also möglich.

Für eine erfolgreiche Abnahme ist sowohl eine gesunde Ernährung, als auch Sport, als auch die Portionsgröße wichtig. Das tägliche Ankämpfen gegen falsche Gewohnheiten. Die sich leider viel schneller einbürgern, als die Richtigen.

Bleibt auch an diesen festlichen Tagen standfest. Und wenn ihr euch doch einmal übernascht, der Magen verzeiht ein paar Ausrutscher.

Bleibt gesund, eure Mandy

3 Kommentare

  1. Deine Posts sind wirklich immer wieder WUNDERBAR geschrieben und es macht viel Freude, sie zu lesen.
    Und nebenbei lernt man auch eine ganze Menge.

    Unbedingt weitermachen!!!

    Und viel Kraft bei deinem Job!!!!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert